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Zu Besuch bei den Brandermittlern

Zu Besuch bei den Brandermittlern

(gm) Die Kriminaldirektion K 15 ist die Abteilung der Polizei Frankfurt am Main, die sich mit Brand-, Waffen- und Sprengstoffdelikten beschäftigt. Am Montag, 06.03.2017, durften die Freiwilligen Feuerwehren aus Kalbach, Bonames und Nieder-Erlenbach sie im Polizeipräsidium in der Adickesallee besuchen.

Knapp 20 Mitarbeiter zählt die Abteilung K 15, die neben Brand-, Waffen- und Sprengstoffdelikten mittlerweile sogar noch weitere Aufgaben erledigen muss. Besonders interessant für uns war natürlich der Aspekt der Brandermittlung, der uns von Harry und Franz vorgestellt wurde. Im Bereich der Stadt Frankfurt am Main werden jährlich von K 15 ca. 800 Brände bearbeitet.

Zuerst stellten sie uns ihr Equipment vor, das nicht genormt ist, sondern von der Frankfurter Kriminalpolizei selbst geplant und entwickelt wurde, unter anderem in Form eines Einsatzfahrzeugs mit Weiß-, Grau- und Schwarzbereich und diversen Werkzeugen. Dazu gehört auch ein auf einem Filtersystem mit Gebläse basierender umluftabhängiger Atemschutz, der längere Tragezeiten am Tatort ermöglicht.

Wer schon einmal Bilder von brandbelasteten Räumen gesehen hat, in denen die Feuerwehr „tätig“ war, dem fällt es schwer zu glauben, dass man anschließend die Ursache für den Brand in dem „schwarzen Chaos“ auch nur erahnen können soll. Die Spezialisten setzen bei der Brandursachenermittlung dabei auf die Taktik, vom ganz Großen zum ganz Kleinen alles zu betrachten, was Aussagen über die Ursache und den Verlauf eines Brandes beinhalten könnte. Sehr wichtig ist dabei die umfangreiche fotografische Dokumentation des Brandorts, die später vor Gericht die Schlüsse der Ermittler belegt.

Strafrechtlich wird unterschieden zwischen technischen Brandursachen, Fahrlässigkeit und vorsätzlicher Brandstiftung. Die Ermittler starten mit der anfänglichen These der „Fahrlässigkeit“ und korrigieren diese dann, wenn sich Spuren in andere Richtungen finden lassen. Zuerst ist es wichtig, den Ort zu finden, an dem der Brand begonnen hat. Dabei fließen Beobachtungen wie die Verteilung des Rußes, Schäden an Wänden oder Strukturen und dadurch entstandene charakteristische Verlaufsmuster ein.

Ist der vermutete Ausgangspunkt gefunden, ähnelt die Arbeit der Brandermittler dann der von Archäologen: Sie tragen unter stetiger Begutachtung der Funde Schicht für Schicht der meist verkohlten und geschmolzenen Gegenstände ab. Dabei ist es manchmal gar nicht einfach, durch die Hitze verformte und veränderte Gegenstände überhaupt als solche wiederzuerkennen. Wenn es sein muss, wird nach Erreichen des Bodens bzw. des Untergrunds dieser sogar geputzt, um die initiale Ausbreitung klar begutachten zu können. Während der ganzen Zeit schwebt ständig die Frage nach der Stimmigkeit der Funde im Raum. Wenn beispielsweise die Reste einer verkohlten Matratze in einem Schlafzimmer gefunden werden, ist das stimmig. Wird die Matratze dagegen zusammengestopft in einem Backofen gefunden, ist dies ein Hinweis auf vorsätzliches Handeln.

Die Arbeit der Feuerwehr ist im Moment des Eingreifens der Brandursachenermittler bereits getan. Nicht immer sind diese damit ganz glücklich. So kann es vorkommen, dass Gegenstände, die durch die Feuerwehr über ein geöffnetes Fenster in wenigen Sekunden aus dem Brandbereich „befördert“ wurden, nachträglich von den Ermittlern wieder 3 Etagen nach oben getragen werden müssen, damit die Spuren vor Ort mit den zur Brandzeit vorhandenen Objekten in Einklang gebracht werden können. Besonders bitter, wenn es sich dabei um eine solide Kühl-Gefrierkombination handelt.

Anhand vieler Fotos erläuterten uns die beiden Ermittler die Logik, mit der sie der Ursache eines Brandes auf die Schliche kommen. Zum Beispiel zu Anfang mit dem Ausschlußverfahren: Welche Räume oder Stellen eines Raumes können als anfänglicher Brandort direkt ausgeschlossen werden, weil kein Ruß und keine Verfärbungen vom Brandrauch vorhanden sind? Wo befindet sich Ruß? Ist er unter den Glasscherben des zerborstenen Fensters, was dafür spricht, dass erst die Feuerwehr dieses eingeschlagen hat, nachdem sich der Ruß bereits während des Brandes abgesetzt hatte? Oder decken die Glassplitter Stellen ohne Ruß ab, was bedeuten könnte, dass die Scheibe zuerst eingeschlagen wurde, bevor es gebrannt hat? Das wiederum könnte ein Hinweis auf einen Einbruch und vorsätzliche Brandstiftung sein.

Abschließend wurden uns drei reale Fallbeispiele von Bränden aus Frankfurt gezeigt. Anhand von Fotos durften wir miträtseln, in welche Richtung sich die Erforschung der Ursache entwickelte. Im ersten Fall lag ein technischer Defekt vor, eine Heizdecke hatte den Brand ausgelöst. Im zweiten Fall war es ein Klassiker, bei dem der Brand durch das fahrlässige Ausleeren eines Aschenbechers in einen Papierkorb entstand. Das dritte Fallbeispiel beschäftigte sich mit einem Brand, der von einer verwirrten Person in suizidaler Absicht gelegt wurde.

Der fast zweieinhalbstündige Vortrag war ausgesprochen interessant und stellte die Arbeit der Brandursachenermittlung umfangreich und detailliert dar. Wir danken den beiden Kriminaloberkommissaren herzlich für die Zeit, die sie sich genommen haben, um uns ihr Aufgabengebiet zu erläutern. Vielleicht zahlt es ihnen der ein oder andere Kamerad in der Form zurück, dass er kurz darüber nachdenkt, ob die Kühl- und Gefrierkombi wirklich unbedingt aus dem 2. OG geworfen werden muss oder ob sie nach einer Überprüfung mit dem Wärmebildgerät auch risikolos stehen bleiben kann…

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